von Tobi :
Dieses Jahr nun wollte ich endlich mal den 400er Brevet mitfahren. So viele Kilometer am Stück, habe ich vorher noch nie absolviert. So hatte ich auch Freitag Abend richtig Muffensausen, es stellten sich leichte Halsschmerzen und Zweifel ein jaja die Psyche . Zur Ablenkung vertrieb ich mir die Zeit mit letzten Einstellungen am Rad und Packen: Da ich immer versuche, auf alles vorbereitet zu sein, hatte ich am Ende eine große schwere Satteltasche mit drei Jacken, Ersatzhose, Strümpfe, Handschuhe viel Werkzeug und 4 Liter Wasser dabei. Ein Wunder dass die Sattelstütze bei dem Gewicht nicht abgebrochen ist (daran ist der Gepäckträger befestigt) .. Samstag in der Früh, nun geht es los: Treffpunkt war wieder das Amstelhouse Hostel in Berlin Moabit, das auch schon Start-Zielpunkt der bereits gelaufenen Brevets dieses Jahr war. Es waren ganz schön viele Leute da, als ich am Startort eintraf. Viele (er)kannte ich schon, zumindest vom Sehen. Nach einem Kaffee und einer Belehrung von Ralf, der leider nicht mitfahren konnte, ging es dann pünktlich 07:00 Uhr los. Die Route führte über Spandau-Falkensee nach Friesack, über die Elbfähre Werben nach Seehausen, dann über Lübz nach Röbel an der Müritz, Neuruppin und wieder zurück nach Moabit. Das Fahrerfeld begann sich hinter Falkensee in kleine Gruppen aufzulösen. Ich bildete mit Frank und Miriam eine dreier Gruppe. Beide kannte ich schon von vergangenen Brevets. Wir beschlossen, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Nach Nauen ging es über den Havellandradweg durch Rapsfelder, die sich zu beiden Seiten erstreckten. Der Himmel klarte langsam auf. Der erste freie Checkpoint in Friesack war ein Blumenladen. Dort wurden die Flaschen auch mit Wasser gefüllt und lekker Brötchen mit Wurst gefrühstückt. Miriam klärte uns indessen über den Inhalt ihrer großen Tasche auf. Sie hatte vorgesorgt mit Kuchen, Keksen, Schokolade, Haribos und und und wir mussten uns also keine Sorgen machen, zu verhungern. Inzwischen war es auch warm genug, um kurze Sachen anzuziehen. Das nächste Ziel war die Elbfähre in Werben. Darauf freute ich mich ganz besonders. Ich liebe Schifffahren. Hier machten wir auch erste Bekanntschaft mit dem von Ralf so heiß geliebten Kopfsteinpflaster . Hier stieß auch Aleksander zu uns, der bis zum Schluss bei uns blieb. In Seehausen sollte die zweite freie Kontrolle sein. Nur da hatten wir ein Problem. Seehausen schien nur aus Baustelle zu bestehen. Nix hatte offen. Als wir etwas ratlos herumstanden, sprach uns ein Anwohner an. Ein Maler wie sich herausstellte. Wir bekamen unseren Stempel und frisches Wasser. Nach einem kurzen Smalltalk ging es auch gleich weiter. Nun folgte die längste Etappe zum nächsten Kontrollpunkt nach Lübz. Langsam stellte sich auch der Hunger nach "was richtigen" und erste Schmerzen in den Händen und dem Allerwertesten ein. Ich musste immerzu an ein deftiges Bauernfrühstück denken .. Bald hatten wir auch die Hälfte geschafft, wir scherzten, da es ja jetzt nur noch ein 200er Brevet war .. Ab hier fuhren wir allerdings auch gegen eine Schlechtwetter Regenfront. Dieses Duell verloren wir zunächst. Wir fanden eine Unterstellmöglichkeit kurz vor Lübz und kleideten uns Regenfest. Es gab Gummibärchen und Kekse. Endlich waren wir in Lübz und fanden ein tolles Restaurant. Die "Eldeterassen Lübzer Stuben" an der Schleuse Lübz hatten ein tolles Ambiente und hübsches Personal .Und das Essen war wirklich außergewöhnlich gut, zwar bekam ich kein Bauernfrühstück, dafür Spargel und Schnitzel. Dazu gabs fürs Gewissen ein alkoholfreies Hefe und dann ein großes Lübzer Pils..wenn man schon mal da ist ..Für folgende Brevets kann ich diese Lokalität wirklich empfehlen. Wir unterhielten uns über den Verlauf des Brevets und Aleksander meinte: "Ich habe den Brevet schon fertig gefahren, im Kopf; jetzt muss nur der Körper noch machen ." Gestärkt ging es weiter nach Röbel, diese Etappe haben wir durchgezogen und waren dann auch vor der Dunkelheit da. Hier wurden dicke Sachen angezogen, gut dass ich mehr mit dabei hatte, so konnte ich mit Beinlingen und Jacke aushelfen. Ich hatte nun drei Radhosen an, wegen der Schmerzen, und saß nun wie auf einem Antidekubituskissen. Darüber musste ich mir also keine Gedanken machen. Das schlechte Wetter hatte sich inzwischen wieder verzogen und wir konnten einen wirklich tollen Sonnenuntergang erleben. Es entstand eine wunderbare Atmosphäre, denn im Abendlicht leuchten die Farben der Rapsfelder und der ganzen Umgebung viel kräftiger. Die letzten 135 km fuhren wir im Dunkel der Nacht. Der große Mond schien die ganze Zeit und beleuchtete die Nebel, die von den Feldern aufstiegen. Schön .. Bis zum letzten Checkpoint in Neuruppin quälte ich mich ganz schön, es war kalt, Hände taten weh, es ging immer wieder etwas Hügel auf und Hügel ab, es schien kein Ende zu nehmen. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt ging es uns allen nicht so gut. Da half ein Kaffee an der Ruppiner Tanke. Die letzten Kilometer nach Berlin vergingen doch recht schnell, zum Schluss noch Ralf Lieblingsstrecke über die Kopfsteinpflasterstrasse von Schönwalde nach Spandau. Ich glaube, dafür wurde er in diesem Moment von einigen gehasst . Es war 04 Uhr als wir das Amstelhouse Hostel in Moabit erreichten. Es gab Lasagne, Salat und ein Hefe, das tat gut. Wir hatten es geschafft. Ich hatte es geschafft, besser als gedacht. Abschließend möchte ich sagen, dass es sehr angenehm und lustig war, mit Miriam, Aleksander und Frank zu fahren. Ihr seid tolle Gefährten und Leidensgenossen!!!!
Bis zum nächsten 400er ...
Tobi

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